Kapitel 3 - Unerwartete Überraschung

 

Ich fasse mich nach diesem Rückschlag schnell wieder. Dann folge ich Chloe. Sie zeigt mir noch etliche andere Räume, den Brunnen vor dem Gebäude und und und. Unsere Runde endet im Sitzungsraum.

 

 

„So. Dann solltest du dich jetzt bestens auskennen!“, sagt Chloe mit einem herzlichen Lächeln. Ich nicke und bringe nur ein kurzes „Ja“ heraus. „Also dann. Es hat mir echt Spaß gemacht, dich herumzuführen. Ich werde dann mal wieder an die Arbeit gehen. Mein Büro ist übrigens gleich das, das deinem gegenüber liegt“, erzählt sie. Da werde ich hellhörig und meine Laune steigt gleich an. „Wir laufen uns bestimmt noch über den Weg.“, erklärt sie schmunzelnd. ‚Das hoffe ich inständig‘, denke ich. Dann winkt sie mir, dreht sich um und verlässt den Raum. Ich brauche eine Minute um wieder klar denken zu können. Wie sehr kann eine Frau mich bloß aus dem Konzept bringen? Ich bin nun mal auch schon ziemlich lange Single. Es ist jetzt schon 8 Jahre her, dass ich und meine Frau uns geschieden haben.

 

Ich gehe zurück in mein Büro und mache dort weiter, wo Chloe mich unterbrochen hatte. Und nebenbei denke ich an die Vergangenheit. Keine gute Kombination, wenn deine Vergangenheit ein einziger Trümmerhaufen ist. Du verliebst dich in die Falsche und ab da beginnt dein Leidensweg. Kommt und bemitleidet den armen Chris. Ich muss seufzen, als ich das denke. Manchmal kann man das Verhalten anderer Leute einfach nicht erklären, wisst ihr? Und mir passiert das ständig. Immer machen die Leute Dinge, die einfach komplett unlogisch erscheinen und gar keinen Grund haben. Und am Ende bist du derjenige, mit dem Loch im Herzen. Ich seufze schon wieder und arbeite einfach weiter…

 

 

Inzwischen ist es schon spät geworden und ich habe gleich Feierabend. Während ich aus meinem Büro trete, reflektiere ich meinen ersten Tag. Eigentlich war er wunderbar. Ich habe neue Leute kennengelernt und sie scheinen alle tolle Menschen zu sein. Und ich muss an Chloe denken. Langsam gehe ich zu den Treppen und schwärme dabei vor mich hin. Als ich in der Halle ankomme, sehen meine Augen ein wunderschönes Bild. Alle Leute, die ich heute kennengelernt habe, stehen in einem Kreis in der Halle und lachen miteinander. Ich gehe zu ihnen und sie begrüßen mich sofort freudig.

 

 

„Wir kennen uns noch gar nicht!“, meint dann der braunhaarige Mann in der Runde. „Ich bin Rick Chumpert!“, sagt er mit einem breiten Grinsen. Ich versuche auch, ein ähnlich großes Grinsen hinzubekommen, aber es funktioniert nicht ganz. „Ich heiße Chris Coleman. Schön dich kennenzulernen“, entgegne ich.

 

 

„Wie war dein erster Tag, Chris?“, trällert Heather. Ich lächle: „Er war wunderbar! Ich hab‘ gleich am ersten Tag so viele tolle Leute kennengelernt. Ihr seid echt spitze.“

Dann unterhalten wir uns über Gott und die Welt. Zuerst das Huhn oder das Ei? All das behandeln wir in unserem Gespräch. So lange bin ich noch nie freiwillig auf der Arbeit geblieben. Als wir beinahe schon eine Stunde so da stehen, melden sich Rick und Jeff zu Wort. „Also Leute: Wir sehen uns morgen. Ich bin müüüüüüüüüde“, erklärt Rick mit seinem charakteristischem Lächeln. Jeff nickt: „Schlaft Gut!“ Dann verlassen die beiden zusammen das Gebäude.

Kennt ihr das, wenn man sich wunderbar amüsiert und dann jemand geht und die Stimmung plötzlich „im Keller“ ist? Das war bei mir gerade eben passiert, nachdem Jeff und Rick gegangen waren. Als nächstes verabschieden sich Chloe und Carlos.

 

 

Dann waren nur noch Heather und ich da. Ich wollte eigentlich jetzt auch los, aber Heather schien noch zu bleiben. „Weißt du… Ich glaube es ist fast besser, wenn die anderen weg sind“, sagt Heather mit einer ruhigen Stimme. Das verstand ich schon wieder nicht. Wieso reden hier alle immer so komisch, dass ich es nicht verstehe? Ich sehe sie also an und meine nur „Hmhm.“ Dann tritt sie einen Schritt dichter an mich heran. Jetzt stehen wir direkt voreinander. „Ich glaube ich werde auch ge…“, beginne ich. Doch Heather macht etwas, das mich am Weitersprechen hindert.

 

Danach herrscht Stille. Wir starren uns nur an. Ich überlege, wie rot mein Kopf gerade sein muss. Farbtopf-Rot oder mehr Tomatenrot?

„Heather. Wieso hast du das getan?“, frage ich sie unsicher. Sie hebt ihre Mundwinkel leicht an: „Weil ich dich süß finde.“

Ich kann gar nicht mehr klar denken. Sie ist schon hübsch und so, aber ich will nichts von ihr. Ich dachte wir wären jetzt Freunde. Ich überlege also angestrengt, was ich sagen soll. Die Wahrheit ist so ziemlich immer der beste Ansatz. Also sage ich ihr, was ich denke: „Heather… Du bist echt nett und ich mag dich. Aber als eine Freundin.“ Heather lässt ihre Mundwinkel wieder fallen: „Ich verstehe schon. Naja. Einen Versuch war’s wohl wert“, seufzt sie. Es tut mir Leid, dass es ihr jetzt schlecht geht. Und obendrauf fühle ich mich noch miserabler, als ich mir eingestehe, dass ich Chloe in derselben Situation nicht abgewiesen hätte. Heather tritt einen Schritt zurück. „Gute Nacht“, murmelt sie. Danach dreht sie sich wortlos um und geht.

 

Ich seufze. Gerade, als ich auch aus der Tür treten will, höre ich hinter mir Schritte.

 

Ich kann einfach nicht glauben, wen ich da sehe.